Auf ein Wort: Brais Gonzalez-Sousa
In der fußballfreien Zeit wollen wir die Gelegenheit nutzen unsere Spieler, Trainer, Schiedsrichter und Funktionäre zu Wort kommen zu lassen. Dazu werden wir in regelmäßigen Abständen zu einem kleinen Interview bitten.
Heute mit Brais Gonzalez-Sousa, Spieler der ersten Männermannschaft, welcher derzeit in Dänemark lebt..
Seit Anfang des Jahres studierst du in Dänemark. Wie lebt es sich in Nordeuropa?
Super! Aarhus ist eine sehr interessante und sehenswerte Stadt, mit einem schönen Hafen und einer großen Auswahl an kulturellen Angeboten. Gesellschaftliches und kulturelles Leben unterscheiden sich im Vergleich zu dem in Hannover oder Dresden nicht wirklich, daher musste ich mich nicht großartig an etwas gewöhnen. Die Menschen hier sind alle super freundlich, das Essen ist auch gut (etwas teuer allerdings), nur das Klima könnte für meinen Geschmack etwas wärmer sein.
Bist du in Dänemark auch in einen Verein eingetreten oder hältst du dich anderweitig fit?
Ich habe mich relativ früh nach Vereinen in meiner Umgebung umgeschaut und bin dabei auf Fuglebakken KFUM Aarhus gestoßen. Ich schrieb den Verein an, wurde nach einem Probetraining Teil der ersten Mannschaft und bestritt kurz darauf auch schon einige Testspiele. Die erste Herrenmannschaft spielt in der 5. Dänischen Liga (Jyllandsserien) und hätte im März mit einer Art Aufstiegsrelegation um den Aufstieg in die 4. Liga begonnen. Leider hat die derzeitige Krise dazu geführt, dass der Spielbetrieb eingestellt wurde. Nun, mit Beginn der Lockerungen, bereitet sich die Mannschaft aber auf ein hypothetisches Playoff-Spiel vor und wir starten diese Woche in kleinen Gruppen wieder mit dem Training.
Ein Jahr warst du bei der SG Striesen aktiv. Wie hast du diese Zeit erlebt?
Zu Beginn war ich Spieler der zweiten Herren, da ich aufgrund einer Gastspielerlaubnis höchstens in der Stadtliga spielen durfte. Zu der Zeit belegte die Mannschaft den zweiten Tabellenplatz, rutschte aufgrund zahlreicher, unglücklicher Ergebnisse allerdings in der Tabelle ab und verpasste den möglichen Aufstieg. Das war besonders bitter, weil wir zum Ende der Saison den 4. Platz belegten und die ersten drei Mannschaften aufgestiegen sind.
Ab dem Sommer spielte ich dann in der ersten Herren. Nach den ersten Spielen erzählten mir einige Mitspieler, dass sie mir und meinen fußballerischen Fähigkeiten gegenüber skeptisch waren. Allerdings brauchte ich keine lange Eingewöhnungszeit und konnte beim ersten Punktspiel gegen Laubegast direkt überzeugen. Insgesamt liefs dann ganz gut in der Hinserie, nur leider patzten wir in der Mitte der Saison einige Male. Insbesondere in diesen Spielen war ich sehr unzufrieden mit meiner Leistung. Trotzdem kann ich sagen, dass das ‘ne coole Mannschaft ist, mit der es unheimlich Spaß macht zu kicken und mit der ich gern die Rückserie bestritten hätte.
Schaust du aus Dänemark noch nach Striesen?
Selbstverständlich. Ich habe dem Rückrundenstart gegen Laubegast entgegen gefiebert, als würde ich selbst auf dem Platz stehen. Leider hat der späte Ausgleich den Derbysieg verhindert. Jetzt muss man abwarten, wie und wo es in der nächsten Saison weitergeht.
Dein Aufenthalt in Dänemark ist nur zeitlich begrenzt. Wie geht es für danach für dich weiter?
Ich komme vermutlich Mitte Juni nach Deutschland zurück und beende meinen Master in Dresden. Also werde ich auch wieder nach Dresden ziehen und wieder bei Striesen spielen. Ich habe bereits mit Trainer Jens Frenzel geschrieben und versichert, dass ich, wenn ich nach Dresden kommen sollte, auch bei Striesen bleibe.
Du hast in deiner Karriere in verschiedenen Bundesländern gespielt. Wo siehst du die einzelnen Unterschiede.
Ich habe in meiner gesamten Jugendzeit in hannoverschen Vereinen gespielt. Die Leistungsdichte in Hannover selbst ist enorm, da die Region Hannover knapp 1,2 Mio. Einwohner zählt. In der U17 und U19 spielte ich dann in der Niedersachsen- bzw. Regionalliga Nord und hatte die Möglichkeit mich mit Mannschaften aus Nachwuchsleistungszentren zu messen. Das Tempo und die technischen Fähigkeiten sind höher. Dazu kommt, dass in dem Alter die körperlichen Unterschiede noch ausschlaggebender sind. Als ich dann anfing zu studieren zog ich nach Bremen und spielte in der Landesliga. Dort fiel mir auf, dass der Sprung in die 5. Liga nicht sehr hoch ist, da diese „nur“ aus Mannschaften der Städte Bremen und Bremerhaven besteht. Dementsprechend war dann auch das Leistungsgefälle innerhalb einer Liga groß. In der Region Bremen würde ich sagen, wird auch vermehrt auf technischen Fußball gesetzt.
Als ich 2019 dann nach Dresden zog, war zum Leidwesen meiner Gelenke die erste Überraschung das Revival des Hartplatzes (auch bekannt als Ascheplatz in Hannover). Verglichen mit meinen bisherigen Stationen, wird in Sachsen etwas körperbetonter gespielt, ohne dass sich dies negativ auf das Tempo des Spiels auswirkt.
Den größten Unterschied habe ich hier in Dänemark feststellen können. Das Spiel hier ist sehr an die Premier League, also an die englische Härte, angelehnt. Aus diesem Grund werden während des Spiels kaum Fouls gepfiffen, es kommt zu wenigen Spielunterbrechungen und dadurch ist die körperliche Beanspruchung noch höher. Um das zu verdeutlichen: In den 3 Monaten, in denen ich in Aarhus am Mannschaftstraining teilnahm, wurde KEIN einziges Foul während des Trainings gepfiffen. Jegliche Härte wird als Teil des Spiels angesehen und innerhalb der Mannschaft ist ja auch nicht von irgendeiner Böswilligkeit bei einem Tackling auszugehen. Deswegen werden diese nicht geahndet und das Training wird durch die wenigen Unterbrechungen nochmal deutlich anstrengender.
Vielen Dank für deine Ausführungen